Johannes Scherer und Andy Ost bieten beste Unterhaltung in der Tanzschule. © Thomas Wissner
Gießen (nal). Erst wurde herzhaft gelacht und kurz vor Mitternacht dann auch das Tanzbein geschwungen beim Zusammenspiel der beiden Comedians Andy Ost und Johannes Scherer. Beide waren zum dritten Mal beim Kulturverein Gießen Eleven zu Gast, diesmal in der Tanzschule Astaires. 165 Besucher, darunter Fußball-Kommentator Jörg Dahlmann in der ersten Reihe, konnten Präsident Andreas Trommer und Organisator Tino Wächter zu »Scherer-Ost 3.0 begrüßen.
»Corona ist noch nicht ganz vorbei. Herzliche Grüße von Lauterbach zu diesem Super-Spreader-Event – und wenn überhaupt bitte in die Armbeuge lachen«, begrüßte Scherer die Zuhörer und empfahl als Coronatest Alkohol. »Wenn sie Alkohol getrunken haben und sie schmecken nichts mehr – dann haben sie’s«. Gekonnt spielten sich Scherer und Ost die nicht vorhandenen Bälle zu. Ost am Keyboard und Scherer auf einem Barhocker sitzend oder über die Bühne wirbelnd, im Plauderton miteinander ging es um »Gott und die Welt« oder besser gesagt Belangloses und Alltägliches, gekonnt pointiert und amüsierend dargeboten. Da waren der Ausflug mit dem Gartenbauverein bei Scherer oder philosophische Einwendungen von Ost wie »Wer kein Ziel hat, muss auch nicht schnell gehen«, welchen Scherer umgehend Mario Basler zusprach »aus seiner aktiven Zeit«. Es gab auch gelungene Parodien von Peter Maffay bis hin zu »Loddar« Matthäus und Inge Meysel (»die Kim Kardashian der 50er Jahre«), verbunden mit der Frage wer kennt die noch?. Angesichts der Masse an parodierten Fußball-, Show- und Schauspielgrößen kapitulierte Scherer und ulkte: »Versuch mal Olaf Scholz nachzumachen – ich weiß gar nicht ob der spricht!«.
Aber auch die Spritpreise konnten nicht unkommentiert bleiben. Scherer nahm die Zuhörer mit auf eine Kreuzfahrt mit seiner Mutter oder auf Gartenvereinsfahrt mit dem cholerischen Vater.
Der fliegende Vogel checkt keine Mails
Dabei wurde auch zum Nachdenken animiert, wenn Ost etwa mit Zitaten wie »Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom« oder aber »Ein fliegender Vogel schaut nie zurück« aufwartete. »So ein Satz verändert das komplette Leben, wenn Du darüber nachdenkst. Der Vogel macht eine ganze Menge nicht. Der fliegende Vogel checkt auch keine Mails – beim Kacken«.
»Ihr seid ein dankbares Publikum, man muss nicht viel machen in unserem Alter«, lästert Scherer am Ende des 150-minütigen Auftritts, um noch darüber zu stänkern, dass sich Leute für 2800 Euro einen Kühlschrank mit Riesendisplay kaufen um angezeigt zu bekommen was im Kühlschrank drin ist – »weil sie zu blöd sind den Kühlschrank aufzumachen«. Einmal mehr mit einem Lied verabschiedete sich Ost, nachdem er von Differenzen in einer Beziehung geplaudert hatte, um dann zu Max Giesingers 80 Million-Melodie zu singen: »Ich sagte zu dieser Frau: Es geht nicht ich muss hier raus. Ich schrie: Mutter ich zieh aus«. Den Schlusspunkt setzte Sängerin Josanne – und dann wurde auch in der Tanzschule das Tanzbein geschwungen.